Das Theater ist ein Raum für alle. Ein Ort der Begegnung. Und soll immer auch ein Spiegel der Gesellschaft sein.
WAS BISHER GESCHAH
Nachdem das Schauspiel Wuppertal bereits seit 2017 mit dem inklusiven Verein GLANZSTOFF – Akademie der inklusiven Künste kooperiert, der Theaterkurse für Menschen mit Behinderung anbietet, war der Schritt in die Professionalisierung von Menschen mit Behinderung auf der Bühne eine konsequente Weiterentwicklung des Profils der Schauspielsparte. So wurde mit Beginn der Spielzeit 2019/20 dank der Förderung durch NEUE WEGE durch das NRW Kultursekreteriat sowie das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW das Inklusive Schauspielstudio eröffnet. Im Mai 2024 erhielt das Inklusive Schauspielstudio vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW die Förderzusage für weitere vier Jahre und ist somit nun bis 2028 finanziert.
Fünf Mitglieder werden seitdem unterrichtet und stehen regelmäßig in Produktionen des Schauspiel Wuppertal gemeinsam mit dem Ensemble auf der Bühne. Das Projekt versteht sich gleichzeitig ebenso als innovative und künstlerische Ergänzung des Schauspiel Wuppertal, sowohl aus interner als auch aus externer Perspektive. Es konnten neue Wege beschritten werden, auf denen wir (die Studiomitglieder, wir als Institution und Verein, als Publikum, als Stadtgesellschaft und darüber hinaus) gemeinsam weitergehen werden: Im Rahmen der Verstetigung erfolgt nun eine umfassende Re- und Umstrukturierung, sowie die Konzeption eines zweiten Jahrgangs, die künftig im STUDIYOU professionell qualifiziert werden sollen. Dafür suchen wir nicht nur neue Schauspieltalente (alle Informationen dazu ›hier), sondern auch nach neuen Kooperationspartner_innen und Multiplikator_innen, insbesondere auf der Hochschulebene.
WAHRNEHMUNG, KOOPERATIONEN & ALLEINSTELLUNGSMERKMALE
Für die Wahrnehmung von Inklusion in unserer Stadtgesellschaft ist das Inklusive Studio ein enorm wichtiges Projekt und sorgt nachhaltig für eine neue Normalität, für mehr Selbstverständlichkeit, Berührungsängste im Umgang mit Menschen mit Behinderung lösen sich auf. Das gilt sowohl für das Publikum als auch für alle am Projekt Beteiligten. Aus vielen unterschiedlichen Blickwinkeln wird deutlich wahrgenommen, dass ein inklusives Miteinander wichtig, nötig und möglich ist. Hinzu kommen institutionelle Vernetzungen in Form weiterer Kooperationspartner, die von der gemeinsamen Arbeit und dem Austausch ebenfalls stark profitieren. Hier seien exemplarisch der Studiengang Regie der Folkwang Universität der Künste Essen und die Schauspielschule Der Keller in Köln genannt, mit denen Workshops und gemeinsame Projekte realisiert werden. Dies zeigt, dass das Projekt auch über die Stadtgrenzen hinaus positiven Einfluss nimmt.
Die öffentliche Wahrnehmung hat im Laufe des Projekts erheblich zugenommen. Die Theaterlandschaft deutschlandweit und immer mehr Schauspielschulen beginnen inklusiver zu denken und suchen nach Möglichkeiten der Umsetzung. Dennoch ist es das einzige inklusive Schauspielstudio, das in dieser Form Menschen mit Behinderung zu Schauspieler_innen ausbildet – nämlich kostenfrei, in Vollzeit, mit professioneller Bühnenpraxis von Beginn an und vor allem ohne Anbindung an eine Werkstatt.
ENTWICKLUNG, ZIELE & MEILENSTEINE
Das Projekt zeigt deutlich, dass sich alle Studiomitglieder im Laufe der Jahre künstlerisch und handwerklich immens weiterentwickelt haben. Es stand schnell fest, dass eine Regelstudienzeit im Inklusiven Studio nicht sinnvoll und zielführend ist, da jeder Mensch individuell gefördert werden muss. Die Unterrichtsinhalte werden an die Bedürfnisse der Studiomitglieder angepasst, in regelmäßigen Dozierendentreffen findet ein Austausch über jedes Studiomitglied statt. Entsprechend der Entwicklung werden Strategien entwickelt, um jede_n bestmöglich zu fördern.
Alle Studiomitglieder stehen regelmäßig auf der Bühne – über die eine geplante Produktion pro Spielzeit hinaus. Denn die Nachfrage der Regieteams ist groß – die Studiomitglieder sind Teil des Ensembles und werden auch entsprechend wahrgenommen. Jedes Studiomitglied soll am Ende der Qualifizierung eine Perspektive haben, auf dem Arbeitsmarkt zu bestehen. Wir arbeiten bewusst praxisorientiert, sind keine Schauspielschule, verfolgen jedoch das Ziel, dass die Teilnehmer_innen als professionelle Schauspieler_innen tätig werden können. Dafür ermöglichen wir am Ende der Qualifizierung bei erfolgreicher Bühnenreife ein Vorsprechen bei der ZAV.
In der ›Rampenschau‹ (nächster Termin am Sa. 15 / So. 16. Februar 2025) , dem Szenenabend des Inklusiven Studios, geben Ihnen die Studiomitglieder regelmäßig exklusive Einblicke in ihr Studioleben mit Spiel, Sprache, Bewegung und Gesang und führen vor Augen, wie vielfältig und individuell sowohl künstlerische Ausdrucksformen als auch unsere Gesellschaft sind.
Den ersten großen Erfolg konnte das Inklusive Studio bereits mit Beginn der Spielzeit 2022/23 verbuchen: Absolventin Yulia Yáñez Schmidt trat ihr Festengagement am Jungen Schauspiel Düsseldorf an. Für sie ist im November 2022 ein neues Studiomitglied nachgerückt. Mittlerweile können wir stolz über weitere Absolvent_innen berichten: Im Oktober 2024 haben drei weitere Mitglieder ihr Vorsprechen bei der ZAV absolviert und wurden erfolgreich aufgenommen